Willkommen zurück zu meiner Artikelreihe "Führen ist menschlich"!
Wertschätzung und Lob sind unverzichtbare Bestandteile einer erfolgreichen Führungskultur. Es ist wichtig, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich gewürdigt und anerkannt fühlen, um motiviert und produktiv zu bleiben. Trotzdem scheint es, als würde dieses wichtige Thema von vielen Führungskräften oft vernachlässigt werden. Laut einer Studie fühlen sich fast 70% der Arbeitnehmenden in Deutschland nicht ausreichend oder gar nicht gelobt. Das ist ein erschreckend hoher Wert, der zeigt, dass hier Handlungsbedarf besteht!
In Teil 3 meiner Blog-Artikelserie über die wichtigsten Führungsinstrumente geht es deshalb um den Stellenwert von Wertschätzung und Lob in der Mitarbeiterführung. Dabei zeige ich Ihnen, wie Führungskräfte und Unternehmer:innen effektiv loben, um ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angemessen zu würdigen und dadurch langfristig erfolgreich zu führen.
Viele Führungskräfte und Unternehmer:innen zählen zum dominanten Persönlichkeitstypen (siehe auch Insights MDI®, DISG etc.), dessen Verhaltensrepertoire nicht unbedingt in hohem Maß Lob und Wertschätzung beinhaltet. Warum? Weil dieser Persönlichkeitstyp selbst kein Lob benötigt. Lediglich die Zielerreichung steht für ihn im Vordergrund und gerade diese ist das einzige Lob, was die dominante Führungskraft für sich annehmen kann.
Damit erklärt sich, warum viele Führungskräfte dazu neigen, die Bedeutung von Lob und Wertschätzung herunterzuspielen und sie eher dem Gedanken verhaftet sind: „Ich benötige kein Lob. Also warum soll ich dann Andere loben? Die Mitarbeitenden bekommen doch am Monatsende ihr Gehalt und damit ist doch die Leistung auch bezahlt!"
Studien belegen es eindeutig: Loben ist ein entscheidender Faktor, um die Motivation und emotionale Bindung der Mitarbeitenden an den Arbeitgeber zu steigern! Es gibt nichts Schlimmeres als Mitarbeiter:innen, die sich nicht wertgeschätzt fühlen.
1.) Gesundheitliche Probleme
Fehlende Anerkennung kann auf Dauer sogar zu gesundheitlichen Problemen bei den Mitarbeitenden führen. Das resultiert in einem höheren Krankheitsstand. Andere Teammitglieder müssen übernehmen und gelangen ebenfalls an den Rand ihrer Kräfte - kurzum: ein Teufelskreis!
2.) Entscheidungsängste
Wer kein Lob bekommt, ist darüber hinaus oft unsicher, wie er:sie die eigene Leistung einschätzen soll. Diese Unsicherheit und Angst kann dazu führen, dass Mitarbeitende nicht ihr volles Potenzial abrufen und Entscheidungen nicht selbst treffen, sondern auch bei Kleinigkeiten die Führungskraft involvieren. Deshalb ist es von großer Bedeutung, dass Führungskräfte und Unternehmer:innen die persönliche Wertschätzung zum Ausdruck zu bringen und Lob auszusprechen.
3.) Verminderte Leistungsbereitschaft
Weiterhin zeigen Mitarbeiter:innen, die keine regelmäßig Anerkennung erfahren, oftmals auch eine verminderte Leistungsbereitschaft und/ oder sind weniger leistungsfähiger, weil sie eine geringere emotionale Verbundenheit zum Unternehmen bzw. Team spüren.
4.) "Schmerzensgeld" regelt nicht alles
Erst kürzlich deckte zudem eine Studie unter der Leitung von Isabell Welpe von der TU München gezeigt, dass Anerkennung im Kollegenkreis ein besonders wichtiger Anreiz ist. Eine Befragung unter 1700 jungen Wissenschaftler:innen zeigte auf, dass Leistungsprämien und Bonuszahlungen sie weniger motivierten, als Anerkennung im Kollegenkreis.
Ein einfaches Lob kann also schon den entscheidenden Unterschied im Arbeitsalltag ausmachen. Als Führungskraft sollte man sich bewusst sein, dass Lob nicht nur der Motivation der Mitarbeiter/Innen dient, sondern auch die Zusammenarbeit und das Betriebsklima positiv beeinflussen kann.
Als Führungskraft und Unternehmer:in ist es wichtig, Mitarbeitende regelmäßig zu loben und anzuerkennen, was sie gut machen. Doch wie loben Sie als Führungskraft richtig? Wenn Sie folgende 6 Komponenten bei Ihrem Lob berücksichtigen, können Sie sicher sein, dass Ihre Anerkennung auf fruchtbaren Boden fällt:
1.) Häufigkeit
Jedes bemerkenswerte Ergebnis bzw. herausragendes Engagement hat es verdient, gelobt zu werden.
2.) Art und Weise
Lob sollte stets auf unterschiedliche Art (durch Gesten, mündlich oder schriftlich) und vor allem einfühlsam und authentisch durchgeführt werden. Es muss nicht immer eine Laudatio sein. Selbst mit einer einfachen Geste z.B. einem erhobenen Daumen kann eine Führungskraft gegenüber ihren Mitarbeitenden ihr Wohlwollen ausdrücken.
Mündliche Bemerkungen, die gerne beiläufig z.B. während eines Jour Fixe ausgesprochen werden, können ebenfalls Anerkennung und Wertschätzung ausdrücken.
Bei einem formalen Lob sollte man auf eine E-Mail bzw. ein Anerkennungsschreiben zurückgreifen. Oder hinterlassen Sie doch einfach mal eine schriftliche Notiz auf dem Entwurf des Teammitglieds.
Eine Anerkennung kann auch materiell erfolgen, z.B. durch Geschenke wie einem Schoko-Osterhasen oder Schoko-Weihnachtsmann.
3.) Ausmaß
Das Lob muss dem Anlass entsprechen. Es muss wohl ausbalanciert sein und darf weder zu übertrieben noch zu zurückhaltend sein. Fingerspitzengefühl ist also angesagt! Außerdem sollte der Grund für das Lob möglichst genau benannt werden. Ein Beispiel hierfür wäre: "Ihre Recherche über das Wettbewerbsprodukt war fundiert und beinhaltete zwei neue wesentliche Aspekte. Hervorragende Arbeit! Weiter so!".
4.) Zeitpunkt
Die Anerkennung folgt idealerweise unmittelbar nach dem Ereignis. Sollte das Projekt eine lange Arbeitsdauer benötigen, dann sollten Sie auch mal zwischendurch loben.
5.) Umfeld
Lobt man im Beisein anderer Kolleg:innen, Vorgesetzten oder Kund:innen erhöht dies den Wert eines Lobes.
Aber Achtung: Dies ist gerade bei den ruhigen Teammitgliedern nicht immer angebracht! Da diese den „Rauswurf“ aus dem Team befürchten, weil sie dadurch von den anderen als „Primus inter Pares“ betrachtet werden könnten. Waren noch andere Mitarbeiter:innen für den Erfolg verantwortlich, sollten diese ebenfalls erwähnt werden. Geschieht dies nicht, ist das für die „Nicht-Gelobten“ nicht nur unbefriedigend, sondern kann auch als „indirekte Kritik“ empfunden werden.
6.) Adressaten
Vor allem die introvertierten, stillen, hilfsbereiten und bescheidenen Mitarbeitenden sollten bewusst beachtet werden. Denn sie werden leicht übersehen, da sie selten auf ihre Leistungen hinweisen.
In diesem Blog-Artikel habe ich Ihnen gezeigt, dass Lob und Wertschätzung ein entscheidendes Führungsinstrument sind, welches viele Arbeitnehmer:innen oft vermissen. Sie haben gesehen, warum Führungskräfte beim Loben oft zögern und welche Faktoren dafür sorgen, dass Lob effektiv angenommen wird. Es ist wichtig zu verstehen, dass Lob und Anerkennung nicht nur die Motivation von Mitarbeitenden fördert, sondern auch die Arbeitsmoral und die Identifikation mit dem Unternehmen steigert.
Ich empfehle daher allen Führungskräften und Unternehmer:innen, sich intensiver mit diesem Thema auseinanderzusetzen und gezielt Lob und Wertschätzung zu geben. Dabei sollten Sie insbesondere Wert auf die oben genannten sechs Komponenten legen, um sicherzustellen, dass Ihr Lob von den Mitarbeitenden auch effektiv angenommen wird.
Wenn Sie noch mehr zum Führungsinstrument "Wertschätzung und Lob" erfahren möchten, schauen Sie gerne auf meinen Youtube-Kanal (@jenskorz) vorbei. Dort finden Sie hilfreiche Videos, die Sie dabei unterstützen, Ihre Führungskompetenzen weiterauszubauen und damit Ihr Unternehmen noch erfolgreicher zu machen oder nehmen Sie teil an einem meiner Führungskräfteseminare, Teambuildung Events oder Trainingsprogramme!
Bis demnächst,
Ihr Jens Korz